Glockenspaziergang durch die Altstadt

St. Mariä Himmelfahrt

11.45 Uhr Marzellenstraße 30

1618 bis 1678 wurde die Kollegkirche der Kölner Jesuitenniederlassung nach Plänen von Christoph Wamser als dreischiffige Emporenbasilika in gotisierenden Formen errichtet.

Das Gotteshaus erhielt 1631 ein dreistimmiges Hauptgeläut. Hierfür stiftete Graf Johann T’Serclaes von Tilly, der als oberster Heerführer der Katholischen Liga sowie der kaiserlichen Armee fungierte und Schüler des Kölner Jesuitenkollegs war, elf Kanonen, die er im Zuge der Belagerung und Eroberung Magdeburgs („Magdeburger Hochzeit“) im selben Jahr erbeutet hatte. Für den Guss sorgte der aus Mainz stammende Johann Reutter, der als Zeug- und Büchsenmeister im Dienst des dortigen Kurfürsten stand. Der Rat der Stadt Köln hatte ihn jedoch ebenfalls Geschützgießer angeworben, da die Kölner Glockengießer mit dieser Aufgabe nicht vertraut waren. Möglicherweise war das harmonische Dreiklangsgeläut später Vorbild für die Neugüsse in St. Ursula und in St. Kunibert.

Beim Brand des Turmes 1941 stürzten die Glocken ab. Die große Marienglocke erlitt hierbei zwar schwere Schäden, konnte aber in mehreren schwierigen Arbeitsgängen geschweißt und wiederhergestellt werden. Die Arbeiten dazu führte 1950 die Schweißerlehrwerkstatt von Bayer Leverkusen als „Ehrengeschenk“ zur 1900-Jahr-Feier der Stadt Köln aus. Da zu dieser Zeit St. Mariä Himmelfahrt noch eine Ruine war, wurde die Glocke zunächst in St. Paul in der südlichen Neustadt aufgehängt und kehrte erst 1966 in die ehem. Jesuitenkirche zurück. Zu ihr traten drei kleine Zimbelglocken, die im Oktogon oberhalb der Glockenstube untergebracht wurden und zwei weitere bis zum Krieg in der Laterne befindliche Glocken ersetzen sollten.

1996 konnten durch eine Stiftung auf Initiative von Martin Seidler die beiden untergegangenen Glocken des Hauptgeläuts in Form und Klang rekonstruiert werden. Den Guss besorgte – ähnlich wie einige Jahre zuvor in St. Kunibert - Koninklijke Eijsbouts. 2002 konnte eine zusätzliche vierte Glocke in rekonstruierter Reutter-Rippe hinzugefügt werden, die den Durdreiklang unter Beibehaltung des harmonischen Geläutecharakters um eine Septime ergänzt.


Technische und musikalische Daten:

Vorführung:

  • h0 (erhalten gebliebene Glocke von 1631)
  • Tutti, nach 5 Minuten ohne Zimbeln

Video:
https://www.youtube.com/watch?v=RmFAjT2UGaY&t=299s

 



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